Anna Barbara Morgenroth
der Liebe
Sendtner
1792 - ? Wir schau’n so froh, so
freudig nach der reinen
Frühröthe, will sie flammend aufwärts steigen,
Und wähnen, in der Horen Jubelreigen
Werd’ uns ein holder Göttertag erscheinen.
So lacht die Freude schöner vor dem Weinen.
Bald muß der Hoffnung Zauberstimme schweigen.
Kein lichter Strahl will sich am Himmel zeigen,
Kein Sang der Nachtigall in dunklen Hainen.
So rosig strahlt der Liebe goldner Morgen.
Dem Herzen steh’n des Himmels Pforten offen.
Ihm ist geweiht der Erde festlich Prangen.
Doch kaum wähnt es sein Lebensglück geborgen,
Ist auch verblüht sein schönes treues Hoffen.
Nichts bleibt ihm als unseliges Verlangen!